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PHILOSOPHIEREN mit der „Kleinen Katze“
Helmut Spanner wird 70
PHILOSOPHIEREN gelingt bereits über das LESEN von BILDERBÜCHERN, doch nur wenn Bilderbücher nicht nur irgendetwas abbilden, sondern wenn ihre Bilder zugleich als Formen des Verstehens von Wirklichkeit gestaltet sind. Genau das gelingt in einzigartiger Weise Helmut Spanner mit seinen Bilderbüchern.
Gabriele Hoffmann und Dr. Hans-Bernhard Petermann vom Verein LeseLeben e.V. zur Förderung der Sprach- und Lesekultur bei Kindern (www.leseleben.de) würdigen in diesem Video den wunderbaren, weil elementarsten Bilderbuchautor HELMUT SPANNER zu seinem 70.Geburtstag. – Petermann erläutert, warum Helmut Spanners Bilderbücher philosophisch so interessant sind und auch deshalb so elementar wichtig als Leseförderung schon für die Jüngsten; und er zeigt auch, wie wir mit Kindern durch diese Bilder ins Philosophieren geraten können:
Kommentar
Am 5.Februar 2021 feiert Helmut Spanner seinen 70. und sein vielleicht wichtigstes Buch „Ich bin die kleine Katze“ ihren 40. Geburtstag.
Der Philosoph Dr. Petermann erläutert in diesem Video die besondere Kunst der Helmut-Spanner-Bilderbücher „Ich bin die Kleine Katze“ und „Erste Bilder – Erste Wörter“: Eingepackt in die Geschichte, die die kleine Katze mit Schlafen, Essen, Spielen mit anderen Tieren, Kuscheln erlebt, warten alle Bilder mit Überraschungen auf, die Erwachsene oft übersehen, gerade kleine Kinder aber zum Staunen bringen: ein Loch im Kopfkissen, ein Fuß, der unter der Bettdecke hervorlugt, ein Fleck verschütteter Milch, eine unsichtbare Fensterscheibe, ein Loch im Gartenzaun, ein abgedecktes Katzenauge, ein Schlüssel in einer Tür, die zuerst geschlossen, dann geöffnet ist …, lauter Bilderdetails, hinter denen sich Verwunderliches verbirgt, Verwunderliches, das zu Nachfragen provoziert. Genau das hat Helmut Spanner vielfältig in seine Bilder eingebaut, um schon die Kleinsten zur Auseinandersetzung zu bringen mit der Wirklichkeit, in der wir uns bewegen. Er zeigt also nicht nur etwas, sondern mit diesem Etwas auch unseren Bezug auf dieses Etwas. Anders: Seine Bilder bilden nicht irgendetwas nur ab, sondern setzen auch unseren Blick auf die Wirklichkeit ins Bild. Alle Bilder sind ja „nur“ Bilder, und nicht die reale Welt. Gute, nämlich kunstvolle Bilder zeigen aber genau das. Und darum sind Helmut Spanners Bilder Kunst, die schon die Kleinsten zur Auseinandersetzung mit Wirklichkeit führt. – Philosophisch gewendet: Die Frage nach dem Sein und die Frage nach dem Erkennen von Seiendem lassen sich nicht voneinander trennen. Genau das ist eine der Grundeinsichten der Philosophie.
Wir Menschen würden aber die Welt, uns selbst und die Anderen nicht verstehen, hätten wir nicht die Sprache. Das ist die Ergänzung, die Helmut Spanner mit seinem zweiten hochphilosophischen Buch liefert: Erste Bilder – Erste Wörter. – Sprache jedoch ist nicht nur die Benennung von Dingen, sondern die Fähigkeit, mit den Dingen umzugehen und in ihre Vielfalt Ordnung hineinzubringen. Und darum stehen die Dinge in Helmut Spanners Buch nie nur für sich, sondern sind in einem Raum eingebunden, durch den sie erst in ihrem Sinn verstanden werden, und in diesem Raum, also zum Beispiel in der Küche in einen Zusammenhang mit anderen Gegenständen, wodurch ihr Gebrauch deutlich wird wie etwa das Bügelbrett mit dem Bügeleisen, dem Stromkabel, dem Küchentuch auf dem Brett, und – das kommt zuletzt – in eine Verbindung mit lesbaren Zeichen, die hier als Wörter abgebildet werden, so dass aus den Namen nicht nur Sätze, sondern auch lesbare Texte gebildet werden können. Das alles zeigt Helmut Spanner auch in kleinsten Details. Und darum ist dieses Bilderbuch in besonderer, ja einzigartiger Weise sprach- und lesefördernd, bringt es doch ins Bild, dass wir nur über das „Lesen“ von Bildern zum „Lesen“ von Zusammenhängen und schließlich zum Lesen von in Schrift gesetzten Texten kommen.
Darum werden beide Bücher von Helmut Spanner hier als Wege zum Philosophieren vorgestellt wie auch als elementar wichtige Medien zur Leseförderung.