Die Konferenz der Tiere
von Erich Kästner
„Es geht um die Kinder!“ – 50 Jahre alt und aktuell wie je ist dieser Leitspruch aus Erich Kästners „Konferenz der Tiere“.
Erich Kästner verbindet hier genial Sprachbildung und Leseförderung mit Herzensbildung und politischer Aufklärung: „Eines Tages wurde es den Tieren zu dumm“, mit diesem Satz beginnt das Buch, und deshalb tun sich die Tiere zusammen, um etwas zu verändern, worum sich die Menschen seit Jahrtausenden vergeblich bemühen: „Was bringen sie zustande mit ihrer Tüchtigkeit … Kriege, Revolutionen, Streiks, Hungersnöte und neue Krankheiten …“ Diese Katastrophen abzuschaffen und für ein Zusammenleben in einer friedlichen Welt zu sorgen, vor allem für die Zukunft der Kinder, das wollen sie endlich erreichen.
Doch wie soll das gelingen? Kästner erzählt mit seiner Konferenz eine Parabel: Die Tiere befinden sich hier nicht im Zustand des Fressens und Gefressenwerdens, sondern pflegen gegenseitige Rücksichtnahme und das Bemühen um Lösungen der bedrohlichen Probleme für alle. Damit konfrontieren sie die Menschen. Sie führen Aktionen durch, die vor allem ihre Anführer plötzlich nackt und vor allem ohne ihre Kinder dastehen lassen. Nicht nur die Frauen und die Mütter der verschwundenen Kinder, sondern besonders die hohen Herren können nun gar nicht anders als sich darauf zu besinnen, dass auch sie nur Erdenbürger dieser einen Welt sind, und Menschen und Tiere nur dann überleben können, wenn alle gleichermaßen verantwortlich in gegenseitiger Rücksichtnahme und Dialogbereitschaft miteinander umgehen.
Kästner lässt durch seinen Text alle kleinen und großen Leser ganz direkt mitdenken, gemeinsam Ideen zu entwickeln für ein friedliches und gutes Zusammenleben; möglich ist das nur, wenn eine für alle verständliche Sprache gefunden wird. Und Walter Trier hat den Text mit vielen witzigen wie lehrreichen Bildern ausgestattet; sie zeigen jedem Betrachter sofort, dass ein Zusammenleben möglich ist, welches zugleich jedem Lebewesen seine Eigenheit und Persönlichkeit zugesteht. So kann für die Giraffe Leopold sogar ein Loch in die Zimmerdecke gebohrt werden, damit er seinen langen Hals bequem herausstrecken kann. Ein wirklich geniales hochaktuelles Gesamtkunstwerk haben Kästner und Trier geschaffen, geeignet, Sprachfähigkeit, Bildung, Zusammenleben, Politik und damit Lebensglück für alle zu fördern. Möge der Löwe Alois nie mehr stöhnen müssen: „Wenn ich nicht so blond wäre, könnte ich mich schwarz ärgern…“. Empfohlen für Leanders Lieblinge von Gabriele Hoffmann, LeseLeben e.V.
Kurzbeschreibung: Wenn die Menschen es nicht mehr schaffen, durch Konferenzen Grundlagen für ein gutes und friedliches Zusammenleben zu schaffen, müssen eben die Tiere ran, um die Menschen mit dem zu konfrontieren, was ihnen das Wichtigste ist, ihren Kindern. Die werden, weil sie noch unverdorben sind, ihren Eltern einfach mal entführt. Und dann stehen durch weitere Maßnahmen die Menschen plötzlich nackt da und müssen sich darauf besinnen, dass sie alle gleichermaßen Erdenbürger sind und dafür auch Verantwortung übernehmen müssen. Eine spannende und witzige, im Hintergrund aber höchst ernste und aktuelle Parabel, zu der Walter Trier geniale Bilder geschaffen hat.
Angaben zum Buch:
Titel: Die Konferenz der Tiere
Autor: Erich Kästner
Illustrator: Walter Trier
Verlag: Atrium
ISBN: 978-3855359912
Empfohlenes Alter: ab 6 Jahren
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