Oje, ein Buch!

von Lorenz Pauli & Miriam Zedelius

Themen

Lesen,   Vorlesen,   Sinnentnehmendes Lesen,   Sinnorientierung,   Interpretation,   Literatur,   sinnvolle Bücher,   Angst,   Furcht,   Monster,   Abenteuer,   Leseabenteuer


Inhalt

Juri bekommt ein Buch. Frau Asperilla soll es vorlesen – doch die Smartphone-Gewohnte kommt mit dem Umblättern nur klar, weil Juri ihr hilft. Er zeigt, fragt, spekuliert und mutet Frau Asperilla die haarsträubende Geschichte einer unerschrockenen Maus zu. Die Maus kämpft mit Monstern, Frau Asperilla kämpft mit dem Buch; und die Geschichte mit Maus, Monster und Asperilla zeigt: Das Gute liegt nicht im Buch. Aber das Gute passiert, wenn zwei ihren Kopf in ein Buch stecken.

Angaben zum Buch:

Titel: Oje, ein Buch!
Autor: Lorenz Pauli
Illustratorin: Miriam Zedelius
Verlag: atlantis (Orell Füssli) 2018
ISBN: 978 3 7152 0742 1
Alter: ab 5 Jahren
Verlagsseite zum Buch ➚

Kommentar:

Schon Jüngere fragen zuweilen, was eigentlich Geschich­ten zu Geschichten macht. Und dazu empfehlen wir Oje, ein Buch! von Lorenz Pauli: Da muss der kleine Juri der Frau Asperilla erst mal beibringen, was die als Erwachsene doch eigent­lich wissen sollte: Wie man nämlich ein Buch behandelt, nämlich es zu lesen, vorzulesen, zu erzählen, in die Geschichte einzutauchen, mitzu­machen usw.  

Das geht aber nur mit guten Büchern mit leben­digen Geschichten in Text und Bild. Gute Bücher müssen also Geschichten enthalten. Das klingt banal, ist es aber nicht. Denn es gibt viele Bücher, die leider nur aus Daten, Informationen oder Abbildungen bestehen. Auch daraus könnte man eventuell Geschichten machen, doch nur wenn man intelligent ist, das heißt wenn man in eine einfache Information oder eine schlichte Abbildung eine eigene Anfrage oder eine eigene Idee „hineinlesen“ kann. Gute Bücher enthalten demgegenüber schon in sich selbst Geschichten, die in ihrer Geschichte, in ihren Wörtern und in ihren Bildern selbst enthalten sind, so dass wir diese Geschichten wir durch die lesbaren Wörter und Bilder aus den Büchern „herauslesen“ und dann selbst weitererzählen können. (Literaturwissenschaftler unterscheiden deshalb zwischen Eis-Hegese, also in ein Buch (oder auch ein Kunstwerk) etwas hineinzulesen, was gar nicht drin steht, und andererseits Ex-Hegese oder Exegese, die Bücher oder Kunstwerke als Herausforderungen ernst nehmen, die uns zu sagen haben, wenn wir in der Lage sind, aus ihnen einen Sinn zu entnehmen, herauszulesen). Blöde Bücher, Wörter, Bilder hingegen kann mal lediglich durch“wischen“, sie „erzählen sich gar nicht“; das können wir in „Oje, ein Buch“ nachlesen und lernen.

Frau Asperilla konfrontiert in „OJE, EIN BUCH“ den kleinen Juri mit diesen Schwierigkeiten, Bücher und ihre Geschichten wirklich intelligent zu lesen, wörtlich heißt das, zwischen den Zeilen zu lesen; Literaturwissenschaftler sagen dazu, interpretierend und sinnorientierend zu lesen. Zum Glück weiß bzw. ahnt das auch der kleine Juri, wahrscheinlich durch einige Erfahrungen mit guten Büchern. Und so kann er der Frau Asperilla, die ihrerseits eben nicht zu wissen scheint, wie das geht, ein Buch zu lesen, mit Forschergeist klar machen, wie das geht: Ein gutes Buch „erzählt sich“ also doch: dazu muss man nämlich von vorne anfangen, muss wirklich vorlesen und lesen, was da steht und zu sehen ist, muss umblättern und dann fragen und gespannt sein, was kommt, darf sich nicht nur durchwischen, muss sich vorstellen können, was im Buch steht, muss das als wirklich ernst nehmen, denn „Im Buch geht das. Da ist alles möglich“. Auch, dass im Buch, welches Frau Asperilla vorlesen soll, die kleine Maus das Monster fressen wird (statt umgekehrt) und auch den bösen Drachen vernichten kann. Warum ist da alles möglich? Nun, nicht nur weil Monster ja auch wirklich „nur“ in unserer Vorstellung uns Angst machen und wir sie, also unsere Vorstellungen darum wirklich fressen können; sondern weil gute Bücher ganz grundsätzlich in ihren Worten und Bildern Vorstellungen enthalten, mit denen wir verständigen Leser uns wirklich auseinandersetzen können und die wir wirklich „aushalten können“. Die Realität, in der wir leben, lässt sich leider nicht immer aushalten. Die guten Bücher hingegen stärken uns darin, es zu versuchen. Warum? Auch das weiß Juri und sagt es der Frau Asperilla: „Das Buch bleibt immer das Buch. So ist das nun mal.“ Und deshalb kann man es, auch wenn man sich gerade fürchterlich davor fürchtet, wie es wohl weitergehen mag, „einfach weiterlesen“. Und das, so ergänzen wir, nochmal und nochmal, immer wieder.

Wirklich, so viel „passiert“ in einem Buch, wenn man es denn nur zusammen anschaut! Und „Oje, ein Buch!“ ist genau das richtige Buch dafür, das zu lernen.

Hier für Leanders Lieblinge vorgestellt und empfohlen von Gabriele Hoffmann, LeseLeben e.V. – Über  www.leseleben.de  findet ihr viele weitere Buchempfehlungen (mit Kurzvideos) und Seminar-Angebote.

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